Gemeinsam für angewandte Nachhaltigkeit – Westfälischer Heimatbund fordert beim Bundeskongress Heimat neue Sichtweise auf Baukultur
10.06.2021
Am 7. und 8. Juni 2021 fand der dritte Bundeskongress Heimat des Bundes Heimat und Umwelt in Deutschland auf Einladung der Heimatverbände in Nordrhein-Westfalen digital statt. Die Konferenz befasste sich in interdisziplinären Diskussionsrunden und Vorträgen mit der Bedeutung von Baukultur heute. Dabei ging es um Fragen der intelligenten Nachnutzung, um Herausforderungen der Vermittlung, klimafreundliche Siedlungen sowie die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Engagements.
Der Vorsitzende des Westfälischen Heimatbundes, Matthias Löb, beleuchtete in seiner Einführung in die Veranstaltung das jahrzehntelange Engagement der Heimatvereine für die gebaute Heimat wie auch die aktuellen Herausforderungen in diesem Themenfeld zwischen Abrissbirne und Flächenfraß. Sein Fazit: "Wenn Heimatbewegung, Denkmalpflege, Architektenschaft, Umweltverbände und fortschrittliche Kommunen einen gemeinsamen Fokus auf die Entwicklung unserer Orte und Landschaften legen, können wir mit nachhaltigen Strategien eine gute Baukultur erreichen."
Er stellte klar: "Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind keine 'Feinde' eines guten baukulturellen Umgangs mit Orten, Gebäuden und Landschaften, sondern deren Verbündete. Es ist doch gerade im Sinne von Klimaschutz und Nachhaltigkeit, vorhandene Bausubstanz zu erhalten und zu nutzen. Denkmalpflege ist angewandter Klimaschutz!" Es ginge auch nicht darum, nicht mehr zu bauen, sondern es auf die richtige Weise an den richtigen Orten zu tun. Vor allem in kleineren Städten würden Einfamilienhaussiedlungen und Handelsstandorte an den Rändern gebaut, während Ortszentren durch fehlende Nachnutzung und die Erosion von Einrichtungen der Daseinsvorsorge veröden - eine Fehlentwicklung, der es gegenzusteuern gelte.
Wenngleich die Zahl der Denkmalverluste in NRW derzeit vergleichsweise gering sei, drohe vielfach der Verlust ortsbildprägender Gebäude, die zwar erhaltenswert, aber nicht denkmalgeschützt seien. Da kaum systematisch nachgehalten werde, welche Gebäude für einen Ort typisch oder prägend seien, falle auch der schleichende Verlust von Stein gewordener Geschichte nicht auf. Sehr besorgt zeigte sich Löb über die Pläne der Landesregierung, das Denkmalschutzgesetz NRW neu zu fassen: Durch Verzicht auf die Fachkompetenz der unabhängigen Denkmalpflegeämter werde die Denkmallandschaft massiv gefährdet.
Die stellvertretende Vorsitzende des WHB, Birgit Haberhauer-Kuschel, plädierte im Zusammenhang mit der Stärkung ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements dafür, neue Kooperationsverfahren zu suchen und ein Zusammenwirken auf Augenhöhe zu ermöglichen. Dazu sollten Beteiligungsformate geschaffen werden, um Bürgerinnen und Bürger direkt mitzunehmen.
Der Kongress wurde aufgezeichnet und kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://bhu.de/veranstaltungen/bundeskongress-heimat-2021/
Hintergrund Bundeskongress Heimat
Der Bundeskongress Heimat bietet mit einem jährlichen Schwerpunktthema einen Austausch unterschiedlichster Akteure und fördert die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes. Er bringt Engagierte und Interessierte mit Expertinnen und
Experten aus Politik, Zivilgesellschaft, Fachverwaltungen und Wissenschaft zusammen.
Die diesjährige Veranstaltung fand im Rahmen der europäischen Kampagne "Decade of Action for Landscapes in Europe" (DALE) in Zusammenarbeit mit dem europäischen Verband
CIVILSCAPE statt.
Förderer ist das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Schirmherr ist Bundesinnenminister Horst Seehofer.