Foto: © Martin Albermann
WHB. Heimat. Westfalen.

Rottendorf-Preis für Verdienste um die niederdeutsche Sprache

Auf Initiative von Andreas Rottendorf, Inhaber einer chemischen Fabrik in Ennigerloh (Kreis Warendorf), wurde 1963 erstmals der „Rottendorf-Ennigerloh-Preis“ (später Rottendorf-Preis) für die Förderung der plattdeutschen Sprache verliehen.

Die Rottendorf-Stiftung vergibt jährlich einen Preis in Höhe von 10.000 Euro (ehemals 5.000 DM):

  • in den ungeraden Jahren einen Preis für hervorragende Arbeiten aus dem Gebiet der Pharmakologie und Pharmazie
  • in den geraden Jahren für die Erforschung, Erhaltung und Verbreitung der niederdeutschen Sprache.

Der WHB hat ein Vorschlagsrecht für die Preisverleihung im Bereich des Niederdeutschen, das er durch den Rottendorf-Ausschuss im Westfälischen Heimatbund e. V. ausübt.

Der Preis kann an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen werden, welche sich um Erhalt und Pflege der niederdeutschen Sprache verdient gemacht haben bzw. machen.

Hierbei kann es sich um Lyrik, Prosa, dramatische und wissenschaftliche Texte oder interaktive digitale Kunstformen handeln. Förderwürdig sind auch außergewöhnliche Leistungen im Bereich des niederdeutschen Theaters, der Musik und Rezitation.

Auszeichnungswürdig ist ein herausragender nachhaltiger Einsatz für Erhalt, Pflege, Förderung und/oder Erforschung des Niederdeutschen in folgenden Bereichen:

  • Autorenschaft (Niederdeutsch in Lyrik, Prosa, Dramatik, Journalismus)
  • Wissenschaft (Erforschung der niederdeutschen Sprache und Literatur, Sicherung regionaler Sprachbestände, Bearbeitung und Herausgabe von Gesamtwerken niederdeutscher Autoren)
  • Darstellender Bereich (Bereiche des Theaters, Rezitation, Musik)
  • Vermittlung / Interaktion / Kommunikation (auch auf digitalen Wegen).

Mit den Preisträgern freute sich ein großer Kreis an Gratulanten. Foto/ Fotostudio Kaup, Warendorf/Rottendorf-Stiftung

Rottendorf-Preis für Verdienste um die niederdeutsche Sprache 2024 verliehen

Am 9. Oktober 2024 wurden vor 100 Gästen im Kulturgut Haus Nottbeck bei Oelde die Preisträger des Rottendorf-Preises für Niederdeutsche Sprache 2024 geehrt. Im Rahmen seiner Begrüßung anlässlich der 30. Preisverleihung bedankte sich der Vorstandsvorsitzende der Rottendorf-Stiftung, Hermann-Ulrich Viskorf, auch bei den Mitgliedern des Rottendorf-Ausschusses im Westfälischen Heimatbund, welcher die Preisträger vorschlägt.

WHB-Geschäftsführerin Dr. Silke Eilers hob in ihrem Grußwort die besondere Bedeutung des Engagements für die niederdeutsche Sprache hervor. Es seien Projekte wie jene der diesjährigen Preisträger, betonte Eilers, die der niederdeutschen Sprache in Westfalen eine
neue Bühne bieten würden. „Durch ihre kreative Herangehensweise tragen sie dazu bei, das Niederdeutsche nicht nur zu bewahren, sondern es auch für zukünftige Generationen und ein breites Publikum neu zu beleben und zugänglich zu machen“, so Eilers.

Der mit 6.000 Euro dotierte Hauptpreis wurde an den Sprachwissenschaftler Dr. Robert Damme verliehen. Laudator Georg Bühren, Vorsitzender des Rottendorf-Ausschusses im WHB, führte ein unterhaltsames Gespräch mit Damme, in welchem neben Anekdoten und
sprachwissenschaftlichen Exkursen dessen immense Lebensleistung verdeutlicht wurde: Er erhielt den Preis für seine Arbeit am „Westfälischen Wörterbuch“, einer wissenschaftlichen Dokumentation des Niederdeutschen in Westfalen-Lippe. Sie entstand beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) auf der Grundlage einer Sammlung von 1,5 Millionen Zetteln mit Belegen mundartlicher Ausdrücke. Damme verfasste als Projektverantwortlicher bei der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens in über 30 Jahren rund 80 Prozent der im neuen Standardwerk enthaltenen Artikel.

Das fünfbändige Werk mit über 90.000 Stichwörtern ist somit auch sein berufliches Lebenswerk. Der in diesem Jahr erstmals verliehene und mit 4.000 Euro dotierte „Sünnerpries“ (Sonderpreis) ging an das vierköpfige vierköpfige Team vom Filmkollektiv  „wenndienaturnichwill“ (wdnnw Film GbR) mit Hein Köhler, Nikos Saul, Dominic Stermann und Henning Wirtz für den plattdeutschen Kurzfilm „Wild Wild Westfalen“. Nach Motiven des Romans „De Strunz“ von Augustin Wibbelt aus dem Jahre 1902 wird ein Konflikt um die Besitzrechte einer Strontianit-Grube erzählt. Das Ende des 19. Jahrhunderts für die
Zuckerproduktion wichtige Mineral löste an verschiedenen Orten im Südmünsterland eine Goldgräberstimmung aus, die von den vier jungen Filmemachern humorvoll mit Mitteln des klassischen Westerns filmisch umgesetzt wurde. Laudator Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWLMedienzentrums für Westfalen und ebenfalls an der Entstehung des Films beteiligt, betonte im Interview mit den Filmemachern die hohe Professionalität der Produktion
und ermunterte zu weiteren Filmprojekten in niederdeutscher Sprache.

Im Anschluss an die Preisverleihung wurde durch die Vertreter des Kreises Warendorf und des Kulturguts Haus Nottbeck eine Ausstellung über das Stifterehepaar Andreas und Rose Rottendorf eröffnet und ein Dokumentarfilm über deren Leben und Wirken gezeigt.
Die Verleihung wurde musikalisch stimmungsvoll untermalt von der Musikgruppe „Strauhspier“.


Hannes Wader; Foto/ Manfred Pollert

Rottendorf-Preis 2022 für Hannes Wader

Die Rottendorf-Stiftung verleiht auf Vorschlag des Westfälischen Heimatbundes e. V. (WHB) den Rottendorf-Preis 2022 für Verdienste um die niederdeutsche Sprache an Hannes Wader.

Mit seiner Entscheidung würdigt der Rottendorf-Ausschuss im Westfälischen Heimatbund „den mutigen, kompromisslosen und vorurteilsfreien Umgang mit der niederdeutschen Sprache“ im Werk des Liedermachers.

Mit seiner LP „Plattdeutsche Lieder“ (1974) habe Hannes Wader entscheidend dazu beigetragen, das Niederdeutsche aus dem angestammten „Heimat-Milieu“ zu befreien und es in neuen Kreisen gesellschaftsfähig zu machen. Auch in seiner Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben“ (2019) setze Wader dem Plattdeutschen, der Umgangssprache seines Elternhauses, ein persönliches Denkmal.

Hannes Wader wurde 1942 in Bethel bei Bielefeld in einfachsten Verhältnissen geboren. Seine Auftritte auf der Burg Waldeck machten ihn in den 1960er-Jahren einem größeren Publikum bekannt. Er gehörte gemeinsam mit Reinhard Mey, Franz Josef Degenhardt und Hanns Dieter Hüsch zu den prominentesten Mitgliedern einer neuen deutschen Liedermacherszene. Neben seinen gesellschaftskritischen und dennoch lyrischen und poetischen Liedern widmete sich Wader in den 1970er-Jahren dem damals verpönten Volkslied. Nach 50 Jahren beendete er 2017 sein Tournee-Leben. 2013 wurde er mit dem ECHO-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet, es umfasst 37 Studio- und Live-Alben. 2019 erschien seine Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben“.

Hintergrund:

Der Rottendorf-Preis für Verdienste um die niederdeutsche Sprache ist nach dem westfälischen Schriftsteller und Unternehmer Andreas J. Rottendorf benannt und wird von der gleichnamigen Stiftung alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Heimatbund e. V., Dachverband für rund 600 Heimat-, Bürger- und Kulturvereine in Westfalen, verliehen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.


Mitglieder des Rottendorf-Ausschusses

  • Vorsitzender: Georg Bühren, Münster
  • Dr. Markus Denkler, Münster
  • Dr. Silke Eilers, Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes, Münster
  • Anne Fink, Herzebrock-Clarholz
  • Prof. Dr. Walter Gödden, Münster
  • Markus Hiegemann, Brilon-Scharfenberg
  • Prof. Dr. Markus Köster, Münster
  • Angelika Obeling, Marl
  • Nikos Saul, Münster
  • Dr. Timothy Sodmann, Südlohn
  • Gisbert Strotdrees, Münster
  • Ulrich Tarner, Münster
  • Helga Wittenfeld, Hille
  • Ulla Wolanewitz, Nottuln

Übersicht der Preisträger

  • 1963      Arbeitsgemeinschaft Michaelis-Treffen, Lippinghausen
  • 1965      Pater Dr. Gregor Schwake, Benediktiner Gerleve
  • 1967      Prof. Dr. Anton Hilckmann, Bevergern
  • 1969      Norbert Johannimloh, Münster und Dr. Siegfried Kessemeier, Münster
  • 1976      Hermann Homann, Münster
  • 1980      Gertrud van Dam, Emsdetten
  • 1980      Fritz Kuhne, Halver
  • 1983      Niederdeutsche Bühne, Münster (zusammengefasste Preise 82´und 84´)
  • 1986      Ottilie Baranowski, Hörstel-Bevergern und Prof. Dr. Jan Wirrer, Spenge
  • 1988      Dr. Wolfram Rosemann, Köln
  • 1990      Hannes Demming, Münster
  • 1992      Walter Born, Münster
  • 1994      Walter Höher, Schwerte-Ergste
  • 1996      Georg Bühren, Münster
  • 1998      Werner Brüggemann, Warendorf
  • 2000      Dr. Horst Ludwigsen, Schalksmühle
  • 2002      Prof. Dr.Hans Taubken, Münster
  • 2004      Heinrich Schürmann, Herzebrock-Clarholz
  • 2006      Egon Reiche, Bocholt
  • 2008      Strauhspier (Nikolaus Evers, Helmut Schnieders, Hermi Sürken), Rheine
  • 2010      Pastor Wilhelm Dullweber, Stemwede-Levern und Geistlicher Rat Heinz Witthake, Münster
  • 2012      Dr. Timothy Sodmann, Südlohn
  • 2014      pattu (Georg Bühren, Alexander Buske, Peter Egger, Jürgen Mönkediek), Münster
  • 2016      Peter Bürger, Eslohe (Sauerland)
  • 2018      Elisabeth Georges, Münster-Hiltrup
  • 2020      Dr. Werner Beckmann, Eslohe-Cobbenrode
  • 2022      Hannes Wader, Bielefeld
  • 2024      Dr. Robert Damme, Nottuln und Filmkollektiv "wenndienaturnichwill", Königsmoor