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Das Haus Klosterstraße 7 in Warendorf

Fred Kaspar, Laurenz Sandmann, Alfred G. Smieszchala und Mechtild Wolff

Auf den ersten Blick wirkt das Anwesen in der Klosterstraße 7 in Warendorf beinahe unscheinbar. Doch im Inneren verbergen sich bedeutende Schätze, die die Kulturgeschichte der Stadt und Westfalens geprägt haben.

Die Nutzung des großen Anwesens ist erst ab 1763 bekannt. Im ersten Teil der Publikation gibt Dr. Fred Kaspar einen Überblick über die bauhistorische Entwicklung der Klosterstraße, die architektonische Umgestaltung und die Besitzgeschichte des Hauses. Hier lebten Persönlichkeiten, die nicht nur einen außergewöhnlichen Wohnsitz mit Garten und Belvedere schufen, sondern auch besondere hygienische Ansprüche verfolgten. Insbesondere der Einfluss des Bauherrn Dr. med. Franz Josef Heinrich Katzenberger – eines damaligen angesehenen Arztes – war hierbei maßgebend. Später übernahm die Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie Brinkhaus das Haus und prägte die Industrialisierung Warendorfs über Generationen hinweg.

Eine Überraschung erwartet die Besuchenden im ovalen, lichtdurchfluteten Gartensaal und dem angrenzenden Salon, wie Alfred G. Smieszchala im zweiten Teil der Publikation beschreibt. Beide Räume sind mit französischen Bildtapeten aus dem frühen 19. Jahrhundert ausgekleidet – eine Rarität in Warendorf und Westfalen. Während im Gartensaal die Eroberung des Inkareiches dargestellt wird, thematisieren die Szenen im Salon die griechische Mythologie. Die detailreichen Darstellungen spiegeln die politischen und moralischen Vorstellungen Europas jener Zeit wider und verklären die gewaltsame Kolonisierung in romantisierenden Bildern. Dies erfordert aus heutiger Perspektive eine kritische Reflexion und Kontextualisierung.

In einem Exkurs schildert Mechtild Wolff persönliche Erinnerungen an das Leben im klassizistischen Bürgerhaus ihrer Tante Maria Sophia Lohmann, die dort bis 1952 lebte. Laurenz Sandmann beleuchtet abschließend die Eingliederung des Anwesens in das Konzept des Dezentralen Stadtmuseums Warendorf. Heute können die restaurierten Räume sowie der bis zur Ems reichende, wiederhergestellte Garten besichtigt werden.

Die meisten Fotografien stammen von Andreas Lechtape.