„Heimat für alle“ –
WHB-Projekt zum Engagement für Integration
Westfalen ist wie auch Nordrhein-Westfalen insgesamt nicht nur in seiner Geschichte durch Migration geprägt. Zuzug und Wegzug sind auch heute gesellschaftliche Realität in der Region, aber auch im gesamten Land. Rund 5 Millionen Menschen in NRW verfügen über eine Zuwanderungsgeschichte. Damit steht Nordrhein-Westfalen wie kein anderes Bundesland für gesellschaftliche Vielfalt und Integration.
Integration ist eine Leistung vieler. Staatliche Stellen und Kommunen unterstützen diese mit Programmen, die den Fokus auf Spracherwerb und Bildung, Wohnungsbau und Arbeitsmarkt legen. Unverzichtbar für eine gelingende Integration ist jedoch auch zivilgesellschaftliches Engagement. An dieser Stelle setzt das Projekt des Westfälischen Heimatbundes an.
Heimatvereine und –akteure sind als Plattform für das lokale Leben, Kultur und Natur als Ansprechpartner für Neuankommende sehr gut positioniert. Denn sie engagieren sich für ihr soziales Umfeld, für ihren Ort, ihren Stadtteil. Vielen Heimatakteuren ist es daher ein Anliegen, das Ankommen von Menschen mit und ohne Zuwanderungshintergrund in Westfalen zu unterstützen.
Welche Strategien können entwickelt werden, um zugezogenen Menschen aus anderen Staaten oder auch aus anderen Regionen Deutschlands die neue Heimat näherzubringen und sie an der Gestaltung von Heimat aktiv partizipieren zu lassen? Was kann für das Zusammenleben von allen Seiten aus getan werden? Welche Probleme und Schwierigkeiten gibt es vor Ort? Welchen konkreten Beitrag können Heimatvereine zur Integration leisten? Dies sind Fragen, auf die das Projekt Antworten geben möchte. Zielsetzung ist es, eine praxisnahe Integrationsstrategie für Heimatvereine zu entwickeln, die der Westfälische Heimatbund als Unterstützung und Impuls für Interessierte über die Region hinaus anbietet.
Der WHB befasst sich bereits seit längerem mit der Thematik. So hat sich unter anderem der Westfalentag 2016 mit dem Gegenstand „Heimat suchen – Heimat finden“ beschäftigt. Auf dem ersten NRW-Heimatkongress im Frühjahr 2018 hat der WHB dann das Forum „Heimat für alle – Wie Heimatvereine als Brückenbauer zwischen den Kulturen zur Integration beitragen“ realisiert. Bereits in diesen Kontexten zeigte sich, dass Heimatakteure zum Teil bereits entsprechende Aktivitäten und Angebote anbieten. Das Spektrum ist breit gefächert von Stadtrundgängen für Neubürger über interkulturelle Kochabende bis hin zu Sprachkursen, Fahrradwerkstätten und kulturellen Aktivitäten für Geflüchtete. Andere Ehrenamtliche sind durchaus interessiert, wünschen sich jedoch Hilfestellungen bei der Konzeption und Umsetzung von entsprechenden Vorhaben.
Diese Bedarfe möchte der WHB aufgreifen. Dabei soll mit starken Partnern an Strukturen gearbeitet und ein größtmöglicher Input für breite Zielgruppen gegeben werden. Hiermit wird ein Pilotprojekt initiiert, das ausgehend von Westfalen für das Land NRW wie auch den Bund nutzbar gemacht werden kann. Dabei ist ebenfalls die Expertise anderer Heimatverbände von Bedeutung.
Das Einlassen auf interkulturelle Begegnungen ist sowohl Herausforderung als auch Chance. Ziel des Vorhabens ist es, durch die Aktivitäten und Angebote der Heimatvereine das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit sowie das friedliche und respektvolle Miteinander zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zu fördern und zu stärken. Wir sehen darin eine große Chance und wichtige Zukunftsaufgabe, dass sich die Heimatbewegung dieser Herausforderung annimmt und sich auf die interkulturelle Begegnung einlässt.
Zugleich gilt es, sich auch von einer populistischen Inanspruchnahme des Heimatbegriffes abzugrenzen und diesem ein integratives, weltoffenes Heimatverständnis entgegenzusetzen. Namentlich kleinere Vereine benötigen hierbei Unterstützung hinsichtlich Argumentationshilfen, Methodik und Beratungsmöglichkeiten. Auch hierzu kann das Projekt beitragen.
Mit einer finanziellen Anschubförderung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) startete das Vorhaben im April 2019. Bestandteile der ersten Projektphase waren eine Umfrage zur Datenerhebung sowie eine Handreichung mit einer praktischen Handlungsempfehlung für die Heimatakteurinnen und -akteure. Die vorgesehene Tagung musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. In der aktuellen zweiten Phase ist die Initiierung von Modellprojekten geplant.