WHB-Handreichung zur Heimatpflege
Strukturen und Handlungsfelder
Der Westfälische Heimatbund vertritt ca. 130.000 heimatverbundene Menschen in Westfalen. Dazu zählen nicht allein 600 Heimat-, Bürger- und Kulturvereine, sondern auch rund 700 Personen, die in den Kreisen, kreisfreien Städten, Städten und Gemeinden als ehrenamtliche Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger tätig sind.
Heimatpflege ist ein traditioneller Begriff, der heute für manchen antiquiert klingen mag, jedoch sehr viel Potential besitzt. Denn die ehrenamtliche Heimatpflege tut nichts anderes, als in der Kenntnis des Vergangenen die Gegenwart und die Welt von Morgen vor Ort zu gestalten.
Heimat ist ein Kernthema für alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und sozialem Status. Die Heimatverbände in Deutschland stehen für einen integrativen, weltoffenen und inklusiven Heimatbegriff. Heimat bedeutet Verortung und Einladung zugleich. Sie ist wandelbar und Veränderungen unterworfen. Heimat hat mit Lebensqualität zu tun, mit Kultur, Natur und Umwelt, mit Kulturlandschaft und Baukultur, immateriellem Kulturerbe, Sprache und Traditionen wie auch sozialen Bezügen, wirtschaftlicher Entwicklung und Daseinsvorsorge. Ebenso vielfältig und interdisziplinär gestalten sich Aufgaben und Aktivitäten der Heimatarbeit.
Der Westfälische Heimatbund e. V. (WHB) versteht Heimat gemäß gemeinsamer Resolution der Landesheimatverbände und des Bundes Heimat und Umwelt in Deutschland (2014) wie auch seinem Leitbild (2019) als Verantwortungsraum. Heimat ist Gestaltungsauftrag für uns alle. Sie wird vor Ort gelebt und vielseitig mit Leben gefüllt. Heimatarbeit stellt sich aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und trägt dazu bei, das Umfeld in die Zukunft zu entwickeln und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. So leistet sie immer auch einen Beitrag zu einer aktiven Zivilgesellschaft und einer lebendigen Demokratie.
Die Heimatbewegung kann auf eine mehr als 100-jährige, von ihrer jeweiligen Zeit geprägte Geschichte zurückblicken. Sie steht für eine einfache Formel, die sich aus drei wesentlichen Komponenten zusammensetzt: Mensch, Kultur und Natur – das macht letztlich Heimat aus. Heimat kann mit ihrer räumlichen und ihrer immateriellen Dimension ein Angebot der Identifikation machen – mit ihren Menschen, Traditionen, Landschaften, Kultur, Sprache und Bauwerken.
Die Heimatpflege in Westfalen umfasst örtliche und überörtliche Strukturen. Der Westfälische Heimatbund setzt sich als Dachverband für die Interessen der Aktiven ein.
In Nordrhein-Westfalen gründet sich die historisch gewachsene ehrenamtliche Heimatpflege – anders als in Bayern – nicht auf eine spezifische Rechtsgrundlage. Es handelt sich vielmehr um ein freiwilliges Engagement, das nicht gesetzlich geregelt ist. So besteht kein staatlicher Handlungsrahmen für die Ausübung der Funktion, der Rechte und Pflichten festschreiben würde. Die Ausgestaltung des Ehrenamtes findet im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung statt. Die ehrenamtliche Heimatpflege ist weisungsungebunden.
Die Handreichung des WHB als Dachorganisation dient der Orientierung für ehrenamtliche Akteure sowie Kommunen. Sie gibt zum einen eine Empfehlung hinsichtlich der Gestaltung der Strukturen und zum anderen einen Überblick über mögliche Handlungsfelder in der Heimatarbeit, aus denen abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und der eigenen fachlichen Schwerpunktsetzung eine Auswahl getroffen werden kann. In Bezug auf die Strukturen in der Heimatpflege vor Ort können über die Jahre entstandene lokale und regionale Traditionen weiterhin fortgeführt werden. Die in der Handreichung dargestellten Verfahrensweisen sind als Empfehlung zu verstehen, jedoch nicht verpflichtend.
Eine möglichst enge und konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen der Heimatpflege mit Kommunen, Institutionen und Verbänden ist wünschenswert und anzustreben. Relevante Partner für die Heimatpflege sind Bildungseinrichtungen wie Kitas, Schulen und Volkshochschulen, Organisationen und Einrichtungen aus den Bereichen Kultur und Naturschutz, Archive, Museen und wissenschaftliche Institutionen, Stiftungen, Medien, lokale Vereine und Initiativen sowie Unternehmen.
Staatliche und kommunale Dienststellen sollen die Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger nach Möglichkeit in ihrer Tätigkeit unterstützen und sie bei allen Fragen, bei denen Anliegen der Heimatpflege berührt werden, rechtzeitig und umfassend einbinden.