Da geht noch was! Westfälischer Heimatbund diskutierte beim 66. Westfalentag in Höxter über nachhaltiges Engagement
Am Samstag, 3. Juni, veranstaltete der Westfälische Heimatbund e. V. (WHB) den 66. Westfalentag mit rund 350 Teilnehmenden aus der westfälischen Engagementlandschaft, Politik und Verwaltung in Höxter. Die Veranstaltung stand unter dem Titel "Da geht noch was! - nachhaltiges Engagement" und befasste sich mit Gelingensbedingungen für ein zukunftsfähiges Ehrenamt.
Bei seiner Eröffnung betonte Dr. Georg Lunemann, Direktor des LWL und Vorsitzender des WHB: "Das Ehrenamt ist in aller Munde. Öffentliche Wertschätzung ist zentral - dies bedeutet jedoch im Kern echte Mitbestimmung zu ermöglichen und Strukturen engagementfreundlich zu gestalten." Lunemann sprach sich für eine verbindliche Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements aus. "Wir bringen uns als Dachverband der Heimat-, Bürger- und Kulturvereine in Westfalen in die aktuelle Diskussion ein, indem wir konkret eine Anerkennung durch Rentenpunkte, Senkung bürokratischer Auflagen, eine Vereinfachung von Zuwendungsverfahren und mehr Rechtssicherheit durch Entlastung bei Haftungsrisiken fordern."
In seiner Festrede bedankte sich André Kuper, Präsident des Landtags, bei den Anwesenden für ihr Engagement und die Zeit, welche sie anderen schenken: "Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler, Nachbarschaft, Verwurzelung und Brauchtum machen unsere Heimat lebenswert: Denn ohne innere Heimat verlieren wir Menschen die Orientierung, haben wir keinen Kompass. Das Ehrenamt ist nachhaltig, es erfüllt die Menschen, es stiftet Sinn." Um das Ehrenamt zu stärken, habe er auch die neue Ehrenamtsmedaille des Landtags ins Leben gerufen.
Das vielfältige lokale wie regionale bürgerschaftliche Engagement lobten Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann und der 1. stellvertretende Landrat des Kreises Höxter, Werner Dürdoth, in ihren Grußworten. Im Rahmen der Veranstaltung zeichnete der WHB-Vorsitzende auch den Heimat- und Verkehrsverein der Kernstadt Höxter e. V. für sein 140-jähriges Wirken aus.
In den Gesprächsrunden unter Leitung der WHB-Geschäftsführerin Dr. Silke Eilers wurde zum einen darüber diskutiert, wie man Engagement strategisch stärken kann. Dr. Lilian Schwalb, Geschäftsführerin Netzwerk und Politik im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, ging auf die Erwartungen hinsichtlich der geplanten Bundesengagementstrategie ein. Finn Brüning, Referatsleiter beim Deutschen Städte- und Gemeindebund, erläuterte, warum es ein Ehrenamtsfördergesetz braucht. Die Vorsitzende der lagfa NRW e. V., Stephanie Krause, blickte auf die Landesebene und hob als eine der Sprecherinnen des Netzwerks bürgerschaftliches Engagement NRW die Bedeutung von Vernetzung und Fortbildungen hervor.
In einer zweiten Runde ging es zum anderen um Anregungen für die Praxis. Die freiberufliche Prozessbegleiterin Mária Ács vermittelte Tipps für die Organisationsentwicklung von Vereinen. Christian Einsiedel vom Netzwerk "Land.macht.Zukunft" zeigte auf, was den Kreis Höxter zum Innovationsland macht. Prof. Dr. Matthias Freise vom Institut für Politikwissenschaft an der Universität Münster erzielte viel Aufmerksamkeit mit seiner Darstellung der fünf Todsünden des Vereinsmanagements.
Mit Spannung erwartet wurde die Verleihung von "Rolle vorwärts - der Preis des Westfälischen Heimatbundes für frische Ideen". Mit dieser zum mittlerweile fünften Mal verliehenen Auszeichnung prämiert das Kuratorium des WHB seit 2015 besonders vorbildliches ehrenamtliches Engagement von Heimatakteurinnen und -akteuren in Westfalen. Dotiert ist der Preis mit jeweils 4.000 Euro, gestiftet durch die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung und die Sparkassen in Westfalen-Lippe.
Der Geschäftsführer der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung, Thomas Tenkamp, zeichnete in der Kategorie Innovation den Arbeitskreis Nieheimer Flechthecken im Heimatverein Nieheim e. V. für sein gleichnamiges Projekt aus und würdigte damit den Einsatz für Kulturlandschaft, Natur und Klima sowie das immaterielle Kulturerbe. Über den Nachwuchspreis freute sich der Verein für Herforder Geschichte e. V. mit seinem Projekt "Gertrud - Ein Theaterstück", den Arnd Paas, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter überreichte. Mit dem Projekt wurde Kultur für junge Zielgruppen auf attraktive Weise erfahrbar gemacht und von ihnen selbst aktiv gestaltet.
In einem gut nachgefragten Workshop am Nachmittag konnten die Teilnehmenden mit WHB-Referentin Frauke Hoffschulte, Sarah Kissler vom Sauerländischen Gebirgsverein e. V. und Referentin Mária Ács das Tagungsthema nochmals vertiefen. Alternativ bot ein attraktives Exkursionsprogramm bei strahlendem Sonnenschein Einblicke in die Landesgartenschau, die Historie des Welterbes Corvey und die Stadtgeschichte. Die jungen Gäste des Westfalentages haben mit Begeisterung die Technik des Heckenflechtens auf dem Gelände der Landesgartenschau gelernt.